Bei der Vorbereitung meiner 20-minütigen Speech für die Business-Konferenz Future of LeadHERship – sie fand am 26.11.2024 statt - tauchte ich tief in meine Beweggründe ein, warum ich mache, was ich mache.
Ich wollte keine glatte, professionelle Rede schreiben.
Keine allgemeinen, abgenutzten Aussagen verwenden.
Ich wollte nach meinen eigenen Antworten suchen. Nach dem, was mich wirklich bewegt.
Es ist nicht so, dass mich diese Frage nicht schon seit Jahren begleitet.
Genau genommen seit dem Moment, als ich mich vor drei Jahren entschlossen habe, meine Tätigkeit von der Suche und Auswahl von Spezialist*innen und Führungskräften hin zur Business-Coaching-Tätigkeit zu entwickeln.
Wer seinen Business-Fokus dreht, stellt sich automatisch die großen Fragen:
Was ist mein Warum? Was sind meine Werte und Antreiber?
Wen möchte ich wirklich erreichen?
Was will ich mit meiner Arbeit bewirken?
Eine Reise in die eigene Vergangenheit
Die Arbeit an dieser Rede setzte allerdings eine tiefe Auseinandersetzung mit meiner Kindheit in Gang – mit dem, was ich gesehen und daraus gelernt hatte.
Ich habe meine Eltern auf sehr unterschiedliche Weisen an ihrem Leben „vorbeileben“ sehen.
Meine Mutter orientierte sich lange an einem Menschen, der sie klein hielt, finanziell kontrollierte und in seiner eigenen Angst gefangen war. Sie fand sehr spät – nach 27 Jahren - die Kraft, sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien.
War es die Angst vor der Zukunft ohne ihn - ohne meinen Vater? War es Mangel an Zutrauen in sie selbst? Oder die Hoffnung, dass sich ihr Traum von einem glücklichen Leben mit meinem Vater doch noch erfüllt? Ich weiß es nicht. Diese Fragen bleiben (leider) unbeantwortet. Auch meine Mutter ist bereits verstorben. Unser Verhältnis war ein sehr enges und inniges und obwohl wir sehr offene und vertrauensvolle Gespräche geführt haben, sparten wir dieses Thema ein Stück weit aus.
Mein Vater wiederum zerbrach daran, seine wahre Identität nicht leben zu können. Meiner Mutter hat er viel zu spät seine innigsten Wünsche offenbart ohne ihr die Wahl zu lassen, ob sie ihn darin unterstützen kann und will. Ihre Beziehung zerbrach letztlich an den Folgen des Vertrauensverlustes und den gänzlich unterschiedlichen Vorstellungen einer Beziehung.
Seine inneren Kämpfe machten ihn zu einem isolierten, einsamen und unglücklichen Mann und Vater, der sich immer weiter zurückzog, in den Alkohol flüchtete und letztlich daran zerbrach. Zwischen uns entstand, durch viel Unausgesprochenes, eine Distanz, die irgendwann unüberbrückbar wurde.
Lange Zeit war mir nicht klar, was ich hier eigentlich erlebt hatte: Menschen, die sich selbst an den Rand ihres Spielfelds gestellt haben. Menschen, die nicht mehr mitten im Leben standen, sondern nur noch zusahen, wie das Leben an ihnen vorbeizog. Sie verloren den Mut und das Vertrauen, wieder ins Spiel zu gehen, und blieben (lange Zeit) auf der Ersatzbank sitzen.
Erschreckend war für mich in diesem Erkennen, was das Verhalten meines Vaters, aus seinem verletzten "Ich" heraus bzw. seinem Unvermögen sich anzunehmen, letztlich mit uns als Familie gemacht hat.
Der Kern meiner Motivation
Diese Erfahrungen haben sich tief in mir eingeprägt. Sie haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, im eigenen Leben präsent zu sein, Verantwortung zu übernehmen und den eigenen Einflussbereich zu erkennen. Einer meiner höchsten Werte ist nicht umsonst „Selbstwirksamkeit“.
Genau deshalb tue ich, was ich tue. Ich möchte nicht, dass Menschen auf der Ersatzbank Platz nehmen – gelähmt von Zweifeln, kontrolliert von Ängsten oder abhängig von äußeren Umständen. Ich möchte ihnen helfen, sich den Herausforderungen zu stellen, mutig ins Spiel zu gehen und ihre Potenziale zu entfalten. Ich möchte sie erkennen lassen, dass sie nicht nur für sich Verantwortung tragen, sondern auch unmittelbares für ihr Umfeld in das sie wirken. Dass das eigene Verhalten eine viel größere Power hat, als man sich manchmal vor Augen führt.
Die Resonanz nach der Rede war umwerfend. Ich hätte nie gedacht, dass meine Rede in dieser Form berührt, an Erinnerungen rührt, Zusammenhang erkennen lässt und Mut macht, sich von alten Themen endlich zu befreien! Vielen Dank für die erwärmenden Worte danach - sowohl persönlich als in noch vielen LinkedIN Kommentaren und Posts. Es hat mich unheimlich gefreut und bestärkt, dass ich mit meinem Erlebten, sowohl Inspirationsgeberin und Mutmacherin bin als auch in meiner Rolle als Business Mentorin, Wege aufzeigen konnte (selbst-)bewusst nach vorne zu blicken.
Vor Kurzem war ich bei einem „ungeniert“-Gespräch von Barbara Pacejka – ein inspirierendes Interviewformat, bei dem Persönlichkeiten Fragen abseits des Gewöhnlichen beantworten. Ich liebe es, weil es einen intimen Rahmen schafft und danach einlädt, seine Gedanken zu teilen. Mich bringen unterschiedlichste Geschichten und Perspektiven immer zum Nachdenken und wirken meist lange in mir nach, vor allem, wenn das Gespräch eines war, das mich berührt hat oder ein Gedanke aufblitzen durfte wie dieses mal. Während ich der letzten Interview-Partnerin zuhörte, kam nämlich folgende Frage in mir hoch:
„Suchen wir unser Thema oder findet es uns?“
Diese Frage bewegt mich immer wieder:
Ist es unser aktives Suchen, das uns zu unserem Thema führt, sind es Ereignisse oder Personen, die uns in eine spezielle Richtung gehen lassen oder ist es vielmehr das Thema, das uns findet – vielleicht durch eine Reihe von Erlebnissen, Herausforderungen oder ZU-Fällen im Leben?
Ich glaube, es ist ein Wechselspiel. Ein Tanz zwischen dem, was wir bewusst wahrnehmen und wählen, und dem, was das Leben uns aufzeigt. Was meinst du? Ich teile einmal aktuelle Gedankenblitze. Sei aber gewarnt - 😉 - es dürfen sich immer mal wieder neue dazustellen.
Der Ruf des Lebens: Unsere Themen liegen oft direkt vor uns
Wenn wir auf unser Leben zurückblicken, erkennen wir manchmal, dass bestimmte Themen uns immer wieder begegnen. Familiäre Erlebnisse, berufliche Stationen oder persönliche Herausforderungen – all diese Erfahrungen formen uns und zeigen uns oft den Weg zu dem, was wirklich wichtig für uns ist. Manchmal so subtil, dass wir es erst später verstehen.
Ein Beispiel aus meiner Geschichte: Meine Erfahrungen mit meinen Eltern haben mich unbewusst früh in Richtung Selbstwirksamkeit geführt. Ich habe gesehen, was passiert, wenn Menschen ihre Potenziale nicht leben können. Diese Erlebnisse wurden zu meinem inneren Antrieb: anderen zu helfen, ihre Kraft zu entfalten und Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Lange Zeit war mir nicht bewusst, dass der Ursprung meines Antriebs in meiner Kindheit liegt und lange Zeit bin ich diesem auch nicht ganz so offensichtlich gefolgt.
Selbstkenntnis als Schlüssel zum eigenen Thema
In meinen Mentoring-Programmen und Trainings stelle ich fest: Wer seine Stärken, Potenziale, Werte und Antreiber kennt, spürt meist auch, welches Thema ruft oder wofür man einen Beitrag leisten bzw. seine Energie zur Verfügung stellen möchte. Dieser Weg ist nicht immer leicht. Alte Gewohnheiten, hinderliche Glaubenssätze, fehlendes Selbstvertrauen oder die Angst vor Veränderung können uns blockieren.
Ein weiterer Effekt, den ich oft beobachte: Wer seine Bedürfnisse und Träume nicht lebt, strahlt diese Unzufriedenheit nach außen. Ein unglückliches, unzufriedenes „Ich“ wirkt sich meist negativ auf das „Wir“ aus. Je mehr du mit dir selbst im Reinen bist, desto liebevoller, wertschätzender und stärkender ist dein Umgang mit anderen. Unsicherheit wandelt sich in Sicherheit. Unklarheit wird zu Klarheit, Transparenz und Orientierung. Neid wandelt sich zu Mut voran zu schreiten. Offener Austausch ermöglicht es, gemeinsame Lösungen zu finden und Schwächen auszugleichen.
Deshalb arbeite ich mit Menschen gezielt an:
Selbstkenntnis: Wer bin ich, was kann und vor allem was will ich? Was treibt mich an?
Selbstbewusstsein: Wie nehme ich meinen Einflussbereich wahr und erweitere ihn Schritt für Schritt?
Selbstführung: Wie bleibe ich mir treu und meistere Herausforderungen?
Systemtheorie: Das Sensibilisieren auf Wechselwirkung von Verhalten in Systemen und die darüber mögliche Verbesserung von Beziehungs-Dynamiken
Masterclass: "Von Fremderwartung lösen. Hole dir die Zügel für dein Leben zurück" Tatjana Skopek - Future of LeadHERship - Business Konferenz
Ermutigung zur Klarheit und Sichtbarkeit
Bei der Masterclass auf der Business-Konferenz Future of LeadHERship war jeder Platz besetzt. Rund 70 Teilnehmer:innen wollten erfahren, wie sie sich von Fremderwartungen lösen und die Zügel ihres Lebens wieder selbst in die Hand nehmen. Wie sie Blockaden überwinden, Selbstvertrauen aufbauen und Schritt für Schritt ihre Ziele und Träume verwirklichen.
Die Resonanz war überwältigend. Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht, mit dieser aufgeschlossenen, interessierten Gruppe – überwiegend Frauen – zu arbeiten.
Wie sich Fremderwartungen zeigen
Gemeinsam haben wir einen Blick darauf geworfen, wie sich Fremderwartungen in unserem Leben manifestieren:
Prägungen und gesellschaftliche Normen: Viele von uns sind durch familiäre, gesellschaftliche und kulturelle Werte geprägt, die uns in bestimmte Richtungen lenken – oft ohne, dass wir es bewusst bemerken oder hinterfragen. Doch genau diese Prägungen sollten von Zeit zu Zeit auf den Prüfstand gestellt werden: Passen sie noch zu meinem Leben, meinen Zielen und meiner Entwicklung?
Das Bedürfnis, zu gefallen: Ein weiterer Aspekt ist der Wunsch, anderen zu gefallen oder Erwartungen zu erfüllen. Oft stecken wir unsere eigenen Bedürfnisse zurück – sei es im Privatleben oder im beruflichen Kontext. Wir legen unsere Karriere in die Hände anderer, um Flexibilität und Engagement zu zeigen. Doch dabei vergessen wir leicht: Niemand kennt deine Wünsche, Träume und Grenzen so gut wie du selbst.
Der Schlüssel: Selbst-Bewusstsein
Um uns aus diesen Fremderwartungen zu befreien, brauchen wir einerseits Selbstkenntnis: sich selbst zu kennen, den eigenen Fähigkeiten zu vertrauen und die eigenen Bedürfnisse und Grenzen klar zu kommunizieren. Je klarer dein Bild von dir selbst und deiner Zukunft ist – oder zumindest davon, wie du dich fühlen möchtest – desto mehr holst du die Verantwortung für dein Leben zu dir zurück. Ein weiterer wichtiger Schlüssel ist allerdings (Selbst-) Bewusstsein. Unbewusstes an die Oberfläche zu holen, in die Erkennung zu führen. Alte Muster, Automatismen, Abläufe, Emotionen, Reaktionen die zu Verhalten führen einer Überprüfung zu unterziehen.
Fokus auf das, was du mehr in deinem Leben haben möchtest
Ein Aspekt der Masterclass war es, den Fokus bewusst auf das zu richten, was wir mehr in unser Leben einladen möchten. Ich hoffe, jede:r konnte eine Idee mitnehmen, was das sein kann. Ganz vorne in der Abfrage dabei war: Dankbarkeit, Optimismus, Leichtigkeit, Zuversicht ...
Der erste Schritt ist oftmals seinen Bedürfnissen nachzuspüren, zu erkennen welche Muster einem dafür im Wege stehen und dann bewusst über einen längeren Zeitraum den Fokus darauf zu lenken was man mehr in seinem Leben haben möchte. Was einem Unterstützung ist und dann zu beobachten, wie sich tatsächlich bald auf wundersame Weise mehr davon zeigen darf und wird. Energie folgt der Aufmerksamkeit.
Klare Kommunikation
Zusätzlich durfte ich aufgezeigt, dass der Glaube verstanden zu werden und erkannt zu sein, ein Irrglaube ist. Wir alle filtern aus der Unmenge an Informationen die auf uns einprasseln einen Bruchteil, wobei unsere Filter unsere Prägungen, Erfahrungen, Verallgemeinerungen und persönlicher Assoziationen sind. Zu glauben der andere wisse, was man meint, führt also oft zu Missverständnissen. Je klarer ich lerne zu Kommunizieren und Zuzuhören, desto mehr Orientierung schenke ich meinem Umfeld und desto Verstandener fühlt es sich.
Human Design und der individuelle „Bauplan“
Ohne zu sehr in dieses Konzepte eintauchen zu wollen, finde ich die Perspektive von Human Design und anderen meta-physischen Tools auch sehr spannend, um sich der Frage "ob uns das Thema findet oder wir es" zu nähern.
Human Design beschreibt, dass jeder Mensch mit bestimmten Anlagen, Talenten und Herausforderungen auf die Welt kommt. Diese Anlagen sind wie ein innerer Magnet, der uns zu den Themen zieht, für die wir „angelegt“ sind. Es ist, als ob ein Teil unserer Bestimmung bereits in uns schlummert, jederzeit bereit, entdeckt und entfaltet zu werden.
Das bedeutet jedoch nicht, dass unser Leben vorherbestimmt ist. Vielmehr tragen wir Potenziale in uns, die darauf warten, gelebt und entfalten zu werden. Diese Potenziale machen sich oft bemerkbar durch:
Faszination für bestimmte Fragen oder Themen: Immer wiederkehrende Interessen, die uns tief berühren.
Wiederkehrende Situationen: Herausforderungen oder Erfahrungen, die uns immer wieder begegnen.
Kommunikations- und Ausdrucksformen: Ein natürliches Bedürfnis, uns auf eine bestimmte Art und Weise sichtbar zu machen und auszudrücken.
Individuelle Lösungswege: Unsere ganz eigene Art, mit Schwierigkeiten umzugehen und uns ihnen zu nähern.
Genau in diesen wiederkehrenden Mustern und diesem Magnetismus liegt die Einladung, unser persönliches „Thema“ zu erkennen.
Der innere Ruf: Vom Suchen zum Erkennen
Manchmal fühlt es sich an, als würde unser Thema von innen heraus rufen – ein leises, aber stetiges Signal, das uns auffordert, genauer hinzusehen. Es ist selten ein geradliniger Weg, sondern vielmehr ein Prozess des Entdeckens und Erkennens. Genau hier können Tools wie Human Design helfen, diesen inneren Ruf besser zu verstehen und zu deuten.
Wenn wir uns erlauben, diesen Signalen zu folgen, öffnen wir uns für die Möglichkeit, unser volles Potenzial zu leben. Unsere Talente, Interessen und Ausdrucksformen sind keine Zufälle – sie sind Wegweiser, die uns dabei unterstützen, unser Thema zu erkennen.
Selbstwirksam und authentisch handeln
Indem wir unsere inneren Potenziale erkennen und ihnen Raum geben, werden wir nicht nur selbstwirksam, sondern auch authentischer in unserem Tun. Wir ziehen die Themen an, die uns wirklich erfüllen, und tragen diese Energie nach außen – in ein „Wir“, das von Klarheit, Wertschätzung und Verständnis geprägt ist.
Wir müssen nicht von „Bestimmung“ sprechen, um zu verstehen, was uns antreibt. Auf pragmatische Weise geht es darum, unsere Talente, Interessen und Werte zu erkennen und bewusst zu wählen, wie wir sie einsetzen und sichtbar machen möchten.
Von der Suche zur Erkenntnis
Vielleicht müssen wir unser Thema also gar nicht aktiv „suchen“ – vielleicht geht es vielmehr darum, es zu erkennen. Es schlummert bereits in unseren Erfahrungen, Gedanken und Gefühlen. Es wartet darauf, dass wir hinhorchen und die leisen Signale wahrnehmen.
Der Moment, in dem du deinem Thema folgst, ist ein Moment der Klarheit. Es ist der Moment, in dem du das Steuer wieder selbst in die Hand nimmst und nicht länger zulässt, dass das Außen bestimmt, was für dich möglich ist.
Welches Thema ruft dich?
Wo wartet noch ein Stück unentdeckte Selbstwirksamkeit auf dich?
Wo darfst du dir erlauben, du selbst zu sein – mit Mut und Selbstvertrauen an deiner Seite?
Wo kannst du deine Handbremse lösen und deine PS auf die Straße bringen?
Wann gehst du von der Ersatzbank aufs Spielfeld – und spielst dein Spiel?
Erlaube dir, dir wieder aufmerksam zu begegnen. Und wenn du möchtest, begleite ich dich gerne ein Stück auf diesem Weg.
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